Can Heidegger’s ‘romanticism’ save us?

The former hydroelectric power plant Rheinfelden

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I am discussing in this essay , presented in the bachelor course ‘Questions on technology’ of Dr. A.W. Prins, Heidegger’s philosophy of technology in the light of Ihde’s post-phenomenlogical criticism (in German).

Kann Heidegger’s «Romantizismus» uns retten?

In seinem Essay «Deromanticizing Heidegger» kritisiert Don Ihde Heidegger’s Unterscheidung zwischen traditioneller und moderner Technik nicht nur als nostalgisch-romantischen Standpunkt, sonder auch und insbesondere, als Ausdruck von Heidegger’s Präferenz direkter körperlicher, auf Wahrnehmung gegründeter Beziehungen mit der Umwelt. Ihde bestreitet den von Heidegger in «Die Frage nach der Technik» nachdrücklich hervorgehobenen Unterschied zwischen der Art und Weise wie das Wasserkraftwerk den Rheinstrom – im Sinne des herausfordernden Entbergens – stellt und einer traditionnellen, von Wasser angetriebenen Getreidemühle (Heidegger spricht von der «Sägemühle in einem verlorenen Schwarzwaldtal»). Ihde weist auf Heidegger’s widerstrebende Haltung gegenüber jeder nicht authentischen Weise des Versammelns – des Ge-stells. Es scheint so, dass – um beim Beispiel der Energieerzeugung zu bleiben – das Speichern der erzeugten Energie, genauso wie ihre Bereitstellung in Netzwerken, symptomatisch für das Wesen der Technik als Ge-stell ist, in dem sich die grosse Gefahr verbirgt, dass alles – einschliesslich des Menschen – Bestand wird.

Ihde’s Argumentation geht weiter: Netzwerke sind in der postmodernen Welt Ausdruck einer (plurikulturellen) Weltoffenheit, die in Heidegger’s – Ihde sagt es nicht mit diesen Worten – «Blut und Boden» Philosophie folgerichtig fehlt. Ihde stellt gegenüber dem Heidereggerschen Begriff der Heimat als des Wohnen-bei-den-Dingen den postmodernen Blick aus dem Weltall auf das «Raumschiff Erde».

In der vorliegenden Arbeit beschreibe ich zunächst Heidegger’s Verständnis der Technik anhand seiner Aufsätzes «Zur Frage der Technik» und «Die Kehre». Ich versuche dabei – in Anbetracht der Kritik Ihde’s – Heidegger’s Unterscheidung zwischen dem Wesen der traditionellen und der modernen Technik im Sinne seiner Ontologie der Technik zu verstehen. Nutzung und Bereitstellung von Energie sind von Heidegger explizit genannte und für meine Überlegungen relevante Phänomene. Anschliessend gehe ich auf Ihde’s wesentlichen Kritikpunkte an Heidegger’s Differenzierung zwischen traditioneller und moderner Technik ein.

Nicht zuletzt aufgrund eigener, persönlicher Erfahrung widerspreche ich Ihde’s Plädoyer für Vernetzung und Politisierung der Technik. In dem von mir beispielhaft betrachteten Phänomen der Energieerzeugung und -bereitstellung führen Vernetzung und Globalisierung letzlich zu einer extremeren Form des herausfordernden Entbergens. Wenngleich Heidegger’s «Gelassenheit» vordergründig als defätistisch und verantwortungslos erscheinen mag, so ist es doch genau diese Gelassenheit, die unseren Blick für verantwortliches Handeln in unserem tatsächlichem Einflussbereich schärft, uns daran hindert Illusionen zu hegen und uns von den Dingen – von der Welt – zu verfremden.

Zum Abschluss meines Aufsatzes stelle ich einige Fragen, die bei Ihde’s Streben nach «Demythologisierung des Romantizismus», welcher seiner Meinung nach für Heidegger’s Einstellung zur Technik bezeichend ist, anknüpfen. Ist es in der Tat gerechtfertigt, Heidegger einen «mythologischen Romantizimus» zu unterstellen? Und wenn dies so wäre, könnten wir die romantische Weltanschauung und Lebenshaltung als ein anderes Seinsgeschick betrachten, das uns vor den Folgen des Gestells behüten könnte? Können wir aus freien Willen dem Stellen der Natur ein heiliges Nein gegenübersetzen? Können wir eine Form der Energieversorgung denken, welche die Natur nicht herausfordert?

Wolfgang F. Lutz: Kann Heidegger’s «Romantizismus» uns retten?, September 2011.